INTERIOR DESIGN TRENDS 2024
Unsichtbar leistungsstark: Innovative Produkte, minimalistisch gestaltet
Minimalismus ist eine zeitlose Philosophie, die insbesondere im Design für weit mehr als ästhetische Einfachheit steht. Sie verkörpert eine puristische Form funktionaler Intelligenz, die frei von jeglichen Verzierungen ist und sich hinter schlichten Formen und Designs verbirgt. Technische Präzision und ein sparsamer Materialeinsatz mit reduzierter Formensprache gehen hier Hand in Hand. Die diesjährigen Preisträger*innen der ICONIC AWARDS 2024: Interior Products demonstrieren dies auf eindrucksvolle Weise mit ihren Entwürfen.
Weniger ist mehr – dieses Prinzip führt nicht nur zu einer visuellen Reduktion, sondern auch zu einem geringeren Ressourcen- und Materialverbrauch. Durch die bewusste Auswahl hochwertiger und langlebiger Möbel und den Verzicht auf überflüssige Details sowie reine eduzierte Anzahl an Komponenten und Materialien schonen wir die Umwelt und minimieren den ökonomischen und ökologischen Fußabdruck.
Unsichtbare Innovation: Die versteckte Seite des Fortschritts
Ob in Altbauten oder hochmodernen Industrie-Gebäuden, schlichte Designprodukte fügen sich unkompliziert innerhalb verschiedener Architekturstile ein. Die Steckdose „Unifit“ von Prado Europe BV bietet eine intelligente Lösung für alle, für die Steckdosen nicht nur schlicht, sondern nahezu unsichtbar sein sollen. „Unifit“ passt sich scheinbar mühelos in unterschiedliche Materialien von Holz bis Stein ein. Die innovative Konstruktion, für die das Unternehmen ein Patent angemeldet hat, illustriert eindrucksvoll, dass sich Minimalismus und Technologie nicht widersprechen, sondern beide gemeinsam eine gelungene Verbindung eingehen können.
Reduzierte Ästhetik in der Raumplanung
Auch in der Raumplanung setzen viele Designer*innen und Architekt*innen auf simple, geradlinige und dabei durchdachte Gestaltungselemente. Die beiden „Best of Best“-Preisträger*innen Rimadesio SpA und SMART.ELECTRIC präsentieren innovative Lösungen für die Gebäudeausstattung. Rimadesio SpA revolutioniert mit seinem Drehtürsystem „Air“, wie wir Räume zukünftig miteinander verbinden könnten. Durch den Verzicht auf traditionelle Strukturelemente wie Pfosten ermöglicht das System nicht nur eine nahtlose Integration, sondern schafft auch ein neues Raumgefühl. Das puristische Design aus hochwertigem Aluminium betont die Raumhöhe und unterstreicht die klare Linienführung des Türgestells, während es gleichzeitig dazu beiträgt, den verfügbaren Wohnraum effektiv zu maximieren. Die technische Innovation von „Air“, die den Verzicht eines klassischen Türrahmens möglich macht, bleibt unsichtbar.
Ganz im Zeichen der Einfachheit steht auch SMART.ELECTRIC von interstil. Das motorisierte Vorhangsystem vereint Technik und Design in einer eleganten Symbiose. Durch die raffinierte Platzierung des Motors entfaltet sich der Stoff wie von selbst. Dabei bleibt der Motor unsichtbar und erlaubt es dem minimalistischen Design, im Mittelpunkt zu stehen: Durch die geschickte Integration einer Getriebestufe wird der Motor diskret nach unten und nach hinten versetzt, sodass er sich dezent hinter dem Vorhang verbirgt.
Die Essenz der Zeit
Auch in unseren alltäglichen Begleitern findet die Reduktion ihren Ausdruck. Ein Paradebeispiel dieser zurückhaltenden Ästhetik ist die „Miqona“-Uhr, kreiert von der Miqona GmbH. Hier übertrifft das Design die Konventionen herkömmlicher Zeitmesser, indem es das Design auf drei rotierende Scheiben reduziert – eine avantgardistische Interpretation der Zeit. Diese innovative Uhr ist nicht nur ein Statement des Minimalismus, der das Überflüssige radikal eliminiert, sondern auch eine Hommage an das, was die Symbiose aus Form und Funktion hervorbringen kann.
Beispiel-Projekte:
unifit series von Prado Europe BV
AIR von Rimadesio SpA
Miqona von Miqona GmbH
SMART.ELECTRIC von interstil
ANYWHITE von ANYWAYdoors
Innovationskünstler Licht
Kaum eine Branche rückt den Menschen und seine Umgebung so sehr in den Fokus wie die Leuchten-Industrie. Leuchten inszenieren sich für den Mensch als Designobjekt oder gar Skulptur, sie erzeugen die im Raum gewünschte Atmosphäre, sie verbergen, wo benötigt, sogar Lichtquelle und Leuchtenkörper. Mehr noch als das können sie ihre Strahlkraft an den Tagesrhythmus anpassen, um unseren Bedürfnissen gerecht zu werden und optimale Bedingungen für Konzentration und Wohlbefinden zu schaffen. Egal ob im Wohnraum, im Retail oder in der Arbeitsumgebung, allerorts kann Licht zum entscheidenden Faktor für Wohlbefinden und eine optimale Raumwirkung werden. Um dies zu erreichen werden Lichtlösungen immer flexibler, multifunktionaler, wandelbarer und intuitiver! Davon überzeugte sich auch in diesem Jahr die Jury der ICONIC AWARDS 2024: Interior Products.
„Brightcell Air“ von Hamed Mahzoon beispielsweise ist nicht nur eine Deckenleuchte, sondern reinigt für seine Nutzer*innen auch die Raumluft. Mit der „SO-TUBE LED“ hat TRILUX der klassischen Leuchtröhre ein Update verschafft. Selbstbewusst erobert sie den modernen Büroraum zurück – je nach Wunsch der Nutzer*innen verspielt Mikado-esque oder gradlinig. Die Bedürfnisse des Menschen stehen auch bei „Yingzhu“ von Xiamen LEEDARSON Lighting im Mittelpunkt. Der Kern der Pendelleuchte ist ein 3D-gedruckter Zylinder, der dank seiner raffinierten Form das Licht gezielt verteilt und Nutzer*innen dabei nicht blendet. Umgeben ist dieser technisch ausgereifte Kern von einer Hülle, die das Unperfekte zelebriert: Der mundgeblasene Glasschirm setzt dem 3D-Druck Elemente der Handwerkskunst gegenüber und schafft eine emotionale Verbindung zum Objekt.
Adaptive Beleuchtung: Vibia setzt Maßstäbe
Vorbildcharakter in der Beleuchtungsbranche hat das spanische Unternehmen Vibia. Der Leuchtenhersteller sticht durch seine zahlreichen visionären Projekte hervor, die aus dem inspirierenden Dialog mit namhaften Designer*innen schöpfen. Ein Paradebeispiel für diese erfolgreichen Kooperationen ist „Plusminus“, entworfen von Stefan Diez. Die Leuchte ist exemplarisch für einen Bereich der Beleuchtungswelt, der in der Innenarchitektur immer mehr auf sich aufmerksam macht: adaptive Beleuchtung. Wesentliches Merkmal ist hier die nahtlose Integration innovativer Technologien, die intuitive Anpassungen und Steuerungen ermöglicht. Mit seinem leitfähigen Textilband und einem umfangreichen Set unterschiedlicher Leuchtkörper – von kleinen Kugelleuchten über lange Leuchtröhren bis hin zu Schirmen – können Lichtpunkte an beliebigen Positionen flexibel angebracht werden. Vibia wurde in diesem Jahr im Rahmen der ICONIC AWARDS 2024: Interior Products zur „Brand of the Year“ ernannt.
„Adaptive Beleuchtung muss heute sensibel auf die sich ändernden Anforderungen von Raum und Nutzer*innen reagieren“ beschreibt Lutz Dietzold, Geschäftsführer des Rat für Formgebung, die Branchenentwicklung. „Flächen werden heute angesichts der gestiegenen Kosten immer effizienter genutzt, sowohl in Wohn-, Arbeits- und Retailwelten müssen sich Räume bedarfsgerecht wandeln können und verschiedene Raumoptionen anbieten. Leuchten, die adaptiv und flexibel einsetzbar sind, rücken hier deutlich in den Fokus.“
Langlebige Lichtkonzepte überdauern im Objektbereich
„Yonos“ von TRILUX bietet mit seinem innovative Leuchtensystem eine Antwort auf den wachsenden Nachhaltigkeitsanspruch im Objektbereich. Durch die hohe Fluktuation in Bürogebäuden, in Zuge derer bestehende Raumaustattungen und Beleuchtungssysteme häufig ausgetauscht werden, beklagt die Branche erhebliche Abfallmengen. Die durchgängige, formschlüssige Designsprache von „Yonos“ bietet eine nachhaltige Alternative: Einzelleuchten, Lichtbänder und Lichtstrukturen können für jedes Raumkonzept bei gleichbleibender Lichtqualität individuell adaptiert werden. Ändert sich das Raumkonzept, passt sich Yonos einfach an. Für diesen Beitrag zu einer effizienten Ressourcennutzung wurde „Yonos“ von der Jury der ICONIC AWARDS 2024: Interior Products als „Best of Best” ausgezeichnet.
Wenn Leuchten nicht leuchten müssen…
Immer mehr Leuchten bestechen durch ihre Form und ihren Objektcharakter, auch ohne, dass sie „in Betrieb“ sind. Die Leuchte „Stick Insect“ von Creazione SUGO, ausgezeichnet als „Winner“ bei den ICONIC AWARDS 2024: Interior Products, belebt den Raum tagsüber als auffällig humoristisches, skulpturales Objekt und verwandelt sich in der Dämmerung in einen ästhetischen Leuchtkörper. Das anpassungsfähige Design von „Stick Insect“ verleiht der Leuchte den Anschein tierischer Gliedmaßen, mit denen sie an verschiedenen Positionen im Raum, sei es an der Decke, an der Wand oder auf dem Boden eingesetzt werden kann.
Beispiel-Projekte:
Yonos von TRILUX
Stick Insect von Creazione SUGO
Plusminus von Vibia
Brightcell Air von Hamed Mahzoon
So-Tube G3 von TRILUX
Yingzhu von Xiamen LEEDARSON Lighting
Vorher an nachher denken - Monomaterialität im Design
Lange Zeit irrelevant, heute unumgänglich: Die Frage, was mit einem Produkt nach seiner Lebensdauer geschieht, ist heute genauso wichtig wie der Nutzen des Produktes selbst. Branchenübergreifend suchen Designer*innen nach Lösungen, damit die eingesetzten Materialien nicht sinnlos vernichtet werden, sondern im besten Fall dem Kreislauf wieder zugeführt und wiederverwendet werden können. Der einst revolutionäre Ausruf „form follows function“ befindet sich inmitten eines Paradigmenwechsels, denn neben der Funktion hat ein weiterer Star das Spielfeld betreten: Das Material selbst. Ästhetik und Form richten sich nicht mehr nach dem reinen Nutzen des Ergebnisses, sondern nach der Belastbarkeit, Wiederverwertbarkeit und Recyclingfähigkeit des im Endprodukt eingesetzten Materials.
Für die Möbelbranche geht damit eine komplexe Aufgabe einher: Wie können Möbelstücke, die meist aus mehreren Komponenten bestehen, diesen neuen Anforderungen gerecht werden?
Design muss Verantwortung übernehmen: Vom Anfang bis zum Ende
Monomaterialität vereinfacht den Recyclingprozess erheblich, da Produkte, die aus einem einzigen Material bestehen, nicht getrennt werden müssen und leichter wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden können. Dies erhöht die Rückgewinnungsrate und minimiert die Umweltauswirkungen am Ende des Produktlebenszyklus. Produkte aus einem Material haben zudem den Vorteil, dass sie in der Regel einfacher zu produzieren sind und weniger Ressourcen benötigen. Monomaterialität ermöglicht es auch, Produktionsabfälle zu minimieren, da überschüssiges Material leichter wiederverwendet werden kann.
Das ClipHut-Regalsystem, ausgezeichnet bei den ICONIC AWARDS 2024: Interior Products, zeigt eindrucksvoll, wie Monomaterialität im Design in der Praxis umgesetzt werden kann, ohne bei Ästhetik oder Funktion Abstriche machen zu müssen. Dieses System verwendet ein einziges Material und verzichtet vollständig auf Schrauben. Dank seines innovativen Clip- und Steckmechanismus lässt es sich in wenigen Minuten einfach zusammen- und wieder abbauen. Die Möbel bestehen aus drei Grundelementen, die vielfältig kombiniert und durch zusätzliche Sets erweitert werden können. Das offene Designkonzept ermöglicht es, das sortenreine, schraubenlose Regalsystem an unterschiedliche Bedürfnisse und Raumgegebenheiten anzupassen. So entsteht ein langlebiges Möbelstück, das flexibel und nachhaltig ist.
Nachhaltiges Design erfordert, dass Designer*innen die gesamte Lebensdauer eines Produkts in Betracht ziehen – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung. Monomaterialität ist ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses, doch es geht auch darum, wie ein Produkt repariert, wiederverwendet oder recycelt werden kann. Designer*innen müssen sich schon bei der Konzeption Gedanken darüber machen, was mit dem Produkt am Ende seiner Lebensdauer geschehen soll.
Reparierbarkeit
Auch die Reparierbarkeit von Möbeln wird erleichtert, wenn Produkte aus wenigen Materialien bestehen, weil in der Regel die Demontage und der Austausch einzelner Komponenten einfacher möglich sind. Dies erhöht die Lebensdauer der Produkte und verringert den Materialverbrauch. Die Vereinfachung des Reparaturprozesses trägt ebenfalls zur Nachhaltigkeit bei, da weniger Ressourcen für die Herstellung neuer Produkte benötigt werden.
Die KGT-Wall-Units der Firma This is Util lda, ausgezeichnet mit „Best of Best“ bei den ICONIC AWARDS 2024: Interior Products, sind ein Paradebeispiel für Modularität in Verbindung mit Monomaterialität. Diese modularen Wandsysteme ermöglichen eine einfache Anpassung und Erweiterung und bestehen vollständig aus einem Material, was ihre Recyclingfähigkeit maximiert. Die Verwendung eines einzigen Materials erleichtert auch Reparaturen und Umbauten, was die Ressourceneffizienz weiter erhöht.
Beispiel-Projekte:
ClipHut-Regalsystem von ClipHut
KGT-Wall-Units von This is Util lda